Hospitalgeschichte
In der ehemaligen Wohnstube der Hospitaliten - so nannte man Bewohner eines Hospitals - befindet sich jetzt eine Ausstellung zur Stadt-, Vereins- und Regionalgeschichte. Früher diente dieser Raum dem Aufenthalt, bot Platz zu Arbeiten wie Spinnen, Besen binden usw. und war jahrhundertelang der einzige heizbare Raum des Hauses. Wie begehrt ein warmer Platz am Ofen war, macht die Tatsache deutlich, dass seine Nutzung durch mehrere Paragraphen eines Statuts geregelt wurde. Das spätmittelalterliche Hospitalensemble Ellrich wurde außerhalb der Stadtmauer sowie unterhalb des Galgenberges an einem Handelsweg nach Nordhausen errichtet. Es bestand aus zwei Fachwerkhäusern und einer kleinen Kirche. In eine begrenzende Mauer zur Straße hin war der sogenannter „Almosenkasten“ eingelassen.
Erste schriftliche Hinweise auf ein Statut des Hospitals St. Spiritus sind aus dem Jahr 1590 erhalten. Daraus geht hervor, dass Arme in zwei Häusern „anständig, doch kärglich“ versorgt und ein kleines Vermögen unter Aufsicht des Magistrats von zwei Vormündern verwaltet wurde.
Rund um die Kirche befand sich der Begräbnisplatz für verstorbene Bewohner (Begräbniskosten wurden beim Einzug erhoben).
Im Laufe der Zeit erweiterte sich das Gebäude-Ensemble um ein sogenanntes Klingelhaus, eine Scheune und das Toilettenhaus. Hinter Friedhof und Klingelhaus, benannt nach seinen Bewohnern (Klingelleute/Almosensammler), war ein Hospitalgarten mit Wiese.
Klingelmänner und eine Klingelmagd zogen mit ihren Kiepen durch das Umland, um Spenden wie Brot, Feldfrüchte, Kleidung sowie Geld zu sammeln. Bis 1875 standen diese Almosensammler im Dienst des Magistrats und lebten mit ihren Familien kostenfrei im Hinterhaus.
Ehemalige „Kammern“, die Scheune sowie das Klingelhaus dienen jetzt als Ausstellungsräume.
Schautafeln zeigen Auszüge aus dem Statut des Hospitals aus dem Jahre 1845 und lassen erahnen, dass Leben und Sterben der Hospitaliten bis ins Kleinste reglementiert waren.
Lebenssituationen der Hospitaliten spiegeln sich im Eingangsbereich des Museums, in einer Wohnkammer, einem Krankenzimmer, dem sogenannten Pestzimmer und einem Raum, der Einblick in das geistliche Leben vermittelt, wieder.